ARBEITSTAG EINER HAUSFRAU
Version für die, die meinen, Vollzeit-Mütter sitzen nur zu Hause und trinken Kaffee:
Ach weisst du, heut Vormittag waren wir auf dem Berg Schlitten fahren.
Danach haben wir in der Berghütte Mittag gegessen. Als wir zu Hause ankamen,
sind wir gleich draussen geblieben, weil Nachbars Kinder auch da waren. Gegen 5 sind
wir rein und haben noch was gespielt. Um 6 haben wir schnell noch einen Kuchen gemacht und dabei im
Wunschkonzert ca. 10x „Backe, backe Kuchen“ gesungen.
Danach gab’s im KiKa Angelina Ballerina und Sandmann.
Version für alle anderen:
Ach weisst du, ich habe die Kids umgezogen, der Grosse in die Schneesachen,
die Kleine in den Overall. Der Grosse konnte sein T-Shirt plötzlich NICHT mehr
selber anziehen, brauchte auch Hilfe mit den Schuhen. Währenddessen nehme
ich so einen Kaka-Geruch wahr. Die Kleine gecheckt – gottseidank negativ,
war wohl nur heisse Luft. Dann also wieder der Grosse… halt, die Nachbarin hat uns
gesehen und kommt kurz rein, um was zu sagen. Inzwischen flutscht die Kleine durch
die halb offene Tür und sabbt mit ihren Strumpfhosen im Matsch rum. *augenroll*
Nachbarin schnell eingespannt zum Aufpassen, hochgehechtet wegen neuer Strumpfhose,
Overall noch mal aus, neue Strumpfhose an. Kurze Pause, durchatmen, jetzt weiter im Text:
Der Buggy muss aus dem Auto, die 2 Schlitten rein (der Grosse braucht natürlich seinen
Rennflitzer, auf dem nur einer sitzen kann - ER). Die Nachbarin trollt sich endlich zur Tür,
wünscht 10x eine schöne Zeit und geht dann endlich. Die Kleine vorsorglich schon
ins Auto gesetzt und angeschnallt. Heftiger Protest und lautes Weinen. Der Grosse soll
sich dazu setzen – NEIN, er muss helfen, den Schlitten SELBER in das Auto zu legen.
Dauert lange, da zu schwer fürs Kind und sich das Einsetzen der Erkenntnis um einige
Minuten verzögerte.
Wir kommen endlich
los. Rauf auf den Hausberg. Die Kleine pennt ein. *sch…*
Genug Schnee! Kaum Leute! Auto abgestellt, Kinder fertig angezogen, gecremt,
rausgehieft, Schlitten auch. Los.
heut Vormittag waren wir auf dem Berg Schlitten
fahren.
„NEIN, nicht so weit Mama! – Warte auf mich! – Ich kann nicht mehr!
– Zieh mich!“
und das nach noch nicht mal einer Abfahrt. *augenroll* Die erste Abfahrt zeigt,
dass der Schnee für die super Schlittenpartie nicht taugt. Also wieder zum Auto,
Rennflitzer ablegen und beide Kids rauf auf den Holzschlitten. Mama zieht. Die Sonne prasselt
runter auf ihr schon weiches Hirn. Die Kids haben ihren Spass: der Grosse spielt Schneepflug
mit den Füssen, die Kleine will während der Fahrt ständig runterklettern.
Zwischenstop beim Baumstumpf. Mama muss Engel machen, dabei rutscht eine
ordentliche Ladung Schnee den Rücken runter – innen. Die Kids jammern trotzdem nur rum,
egal was sich Mama einfallen lässt. Blick auf die Uhr: ist ja schon MITTAG!
Danach haben wir in der Berghütte Mittag gegessen.
Das Restaurant war angenehm leer. Kamin
in der Ecke ist bestückt und lodert in
den schönsten Farben– die Kleine sofort drauf los. Zwischen Jacken ausziehen,
die Kleine vom Feuer wegholen und die Gewürzstreuer auf dem Tisch retten, gelingt es
mir sogar, etwas zu bestellen, wovon alle was essen können. Gottseidank es gibt
eine Ecke mit viel Spielzeug – sogar sehr brauchbares. Die Zeit bis das Essen kommt
können wir also überbrücken. Das Essen: die Kleine isst etwas Gemüse und 3 Pommies.
Der Grosse isst viele Pommies, lässt sich zu etwas Gemüse überreden und isst dann auch
noch die Hälfte von der anfangs so vehement geforderten Bratwurst.
Mama –wie immer- die Reste. Zahlen, denn die Kleine rennt schon wieder Richtung Tür
und will raus. Achja, Overall wieder hochziehen nicht vergessen!
Auf dem Weg zum Auto findet der Grosse
diese wunderbare grosse Pfütze durch die
er unbedingt durch muss. Die Kleine hinterher *augenroll*.
Zuerst die Kleine ausziehen und rein ins Auto. Der Grosse verschanzt sich inzwischen
hinter einem Schneehaufen zwischen den Bäumen und kommt von alleine *grinsend*
nicht zurück. Mama hinterher, Schnee jetzt auch in den Schuhen, mit dem Grossen
im Schlepptau. Alle wieder im Auto und runter vom Berg. Die Kleine denkt nicht
ans schlafen, gafft interessiert aus dem Fenster. Der Grosse dämmert vor sich hin,
er könnte eine Mütze Schlaf vertragen. „Willst Du schlafen?“ – „Nein! Ich bin doch WACH!“
*dämmer* Kein Einschlafen. Wir sind zurück.
Als wir zu Hause ankamen, sind wir gleich draussen geblieben,
weil Nachbars Kinder auch da waren.
Eigentlich nur ein Vorwand von Mama, um
den Grossen wieder richtig wach
zu bekommen. Beim Umziehen kündigte sich ein schwerer Nachmittag an: die Müdigkeit war zu stark um
rationale Entscheide (eigene oder die von Mama) kommentar- und lautlos zu akzeptieren.
Die Treppe dient bei solchen Gelegenheiten als Tränenabwischer, Sabber-Auffangvorrichtung
oder Bett – je nachdem was gerade aktuell ist.
Also nix wie raus, das ist die einzige
Rettung. Wir malen mit Kreide auf der Strasse,
essen Obst & kleine Kekse und lachen über die unförmigen Ritter, die Mama malt.
Inzwischen rennt die Kleine zielgerichtet die Strasse runter, lacht herzhaft und wird nur
noch schneller, wenn Mama ruft und hinterher kommt. Ist es nicht die Strasse,
dann die steile Treppe nach unten mit 3000 Beton-Stufen zu Nachbars Haus.
Neben her muss Mama noch Nachbars Kinder erziehen, die ständig in die Briefkästen
anderer Leute kucken, die über die Zäune anderer Leute klettern und die wie
selbstverständlich unseren Keks-Vorrat plündern.
Gegen 5 sind wir rein und haben noch was gespielt.
Eigentlich nur ein Vorwand von Mama, um
den Grossen noch wach zu halten.
Bein Schuhe ausziehen kündigt sich auf besagter Treppe wiederum ein Drama an.
Also wird was Aufregendes vorgeschlagen: Rennauto spielen, Ritterburg bauen,
etc. Aufräumen, Wäsche waschen und Staub saugen kann Mama ja auch noch
zwischen 21 und 24h, wenn alle Kinder dann endlich hoffentlich schlafen.
Um 6 haben wir schnell noch einen Kuchen gemacht und dabei im
Wunschkonzert ca. 10x „Backe, backe Kuchen“ gesungen.
Eigentlich nur ein Vorwand von Mama, um
den Grossen immernoch wach zu halten.
Helfen ist Klasse! Die Kleine untersucht interessiert die Eierschalen und feuert sie
mit einer nicht gekannten Selbstsicherheit im hohen Bogen in den Teig rein, den
der Grosse gerade rührt. Wegen der Eierschale wird der Rührlöffel natürlich sofort
über den Tisch, den Stuhl und den Fussboden gehalten, wo sich das
Butter-Zucker-Eier-Gemisch ganz wunderbar verteilen kann. Die Katze ist gerade nicht da.
Also muss Mama schnell alles aufputzen, bevor die Kleine ihr Objekt des
Interesses von den Schalen zum Gemisch am Boden wechselt. Während des Putzens
muss das Interesse der Kleinen auf noch irgend was anderes gelenkt werden,
denn im Streit darum, wer eigentlich den Topf halten darf, wäre selbiger beinahe
vollends runtergedonnert. Gerade noch an der Tischkante gerettet.
*Herzklopfen* Die Rosinen landen mehrheitlich im Teig, die Kleine probiert lieber,
wie die schmecken. Eile ist geboten, denn Mama hat keine mehr zum nachfüllen.
Danach gab’s im KiKa Angelina Ballerina und Sandmann.
20 vor 7 –meine ZIELGERADE.
Papa kommt um 7 und Mama kann nach dem Abendessen
alles Kinder-mässige abdelegieren und – ja was wohl:
in Ruhe putzen.